Mein neue Ansatz in der Trauerarbeit
Die allermeisten Trauerratgeber zielen immer noch auf das endgültige Loslassen eines verstorbenen Menschen. Es geht quasi um die finale Überwindung der Trauer - meist nach den klassischen Trauermodel der vier Phasen von Verena Kast. 1. Phase: Nicht-Wahrhaben-Wollen / 2. Phase: Emotionen / 3. Phase: Suchen und Sich-Trennen / 4. Neuer Selbst- und Weltbezug.
Das mag zwar gut
gemeint sein, aber es trifft manchmal eben genau einen wunden Punkt. Vielleicht geht es nämlich gerade nicht um ein Loslassen und eine Überwindung der Trauer, sondern darum, eine NEUE BEZIEHUNG zu einer verstorbenen Person aufzubauen und zu leben. Denn die "Trauer" hat verschiedene Schwestern und eine davon heisst "Liebe". Es geht nicht um das endgültige Loslassen, sondern vielmehr darum, einen verstorbenen Menschen auf eine neue und gesunde Weise zu lieben und ihn so im Leben, im Gedächtnis und in der Erinnerung zu behalten. Ich rede hier selbstverständlich nicht davon, den Tod zu leugnen, sondern einer verstorbenen Person einen neuen Platz im Leben zu geben. Die Verstorbenen dürfen und werden uns begleiten wie stille, unsichtbare Engel. Sie bleiben ein wichtiger Teil unseres Lebens.
Meine intensive Arbeit mit vielen Trauernden in den letzten 30 Jahren hat mich genau das gelehrt.
IL Y A QUELQUE CHOSE DE PLUS FORT QUE LA MORT, C’EST LA PRÉSENCE DES ABSENTS, DANS LA MÉMOIRE DES VIVANTS
JEAN D'ORMESSON